Ele-Fantasten

Kartonierter Einband, 180 Seiten, Deutsch, Fr. 30.- ISBN 978-3-909990-39-9
Erstausgabe 2025 – zu beziehen in allen Buchhandlungen und beim Verlag X-Time.
www.edition-eigenart.ch
Tissi lesen heisst gute Laune bekommen. Denn seine Miniaturen bewegen sich auf dem Boden voller herrlicher Lakonie und erzählen humorvoll, geistreich und selbstironisch von dem, was ist und noch viel mehr vom dem, was sein könnte. Bieler Tagblatt
Schräge Begebenheiten mit tiefsinnigem Humor. ensuite
Trotz all der Unbill, die Tissis Protagonisten mitunter zu ertragen haben, kommen die Geschichten leichtfüssig daher. Diese humorvolle Herangehensweise zeigt, wie Tissi mit Sprache spielt und verschiedene Bedeutungsebenen in seine Geschichten einbaut. Die Elefanten sind dabei nicht nur Tiere, sondern auch Sinnbilder für Fantasie und Kreativität. Keystone/SDA
Es ist ein Buch, das sich abgreift. Eines, das man sich unters Kopfkissen und aufs Sofatischen legt, immer wieder in die Hand nimmt. Eigentlich sollte es eine Metall- oder zumindest dicke Kartonhülle haben. Schaffhauser Nachrichten
Lesung
Zitate
Sie drückte damals schon, war aber ein bisschen mit Kunst zugange und redete von einer Galerie. Jedes ihrer Bilder hatte sie fein säuberlich signiert und mir gezeigt. Wenn dir jemand seine Kunst vorführt, gehen die Ratten von Bord. Da geht es nicht um Kunst. Da geht’s um Feingefühl auf Nobelpreislevel. Sie malte am liebsten Elefanten. Die wurden dann immer kleiner und kleiner. Bis sie ganz verschwunden waren. Jedenfalls hat sie dann bald nur noch signiert. Da war sonst nichts mehr drauf auf den Blättern. Keine Elefanten, keine Serengeti und kein Gar–nichts. Nur ‹Rosie Neuhaus 2021›, ‹Rosie Neuhaus 2021›, ‹Rosie Neuhaus›, ‹Rosie Neuhaus› Das ging dann ohne Ende Blatt um Blatt so dahin, bis zirka im Herbst sich unsere Spuren verwischten. Meine in die Reha, ihre dorthin, wo’s richtig wehtut.
«Kann ich etwas für dich tun, Rosie?»
«Hast du Geld?»
«Ein bisschen.»
«Gibst du mir einen aus? Ich möchte Kaffee und Kuchen.»
Es muss übler um sie stehen, als ich dachte. Einen Knall hätte ich ihr sofort besorgen können, aber wie zur Hölle soll ich uns in einen dieser Rentner-Treffs reinkriegen? Ich hechte in die nächste Backstube. Kaffee gibts am Automaten. Rosie hustet ihre Unterwasserwelt in den Orbit, dass ihr Becher überschwappt. Den Schokokuchen presst sie an sich. Es gab nur Kalorienarme.
***
Ich habe nie geraucht. Auch keine Steine geworfen, keine Drogen genommen und nichts abgefackelt. Ich habe mich nie verspekuliert, bin nie fremdgegangen, habe keinen über den Durst getrunken, habe nie jemanden verprügelt und keine Bank ausgeraubt. Ich war in keinem Knast, auf keiner Intensivstation, in keiner Fremdenlegion. Ich bin missraten.
***
«Du wiederholst dich nur noch», hatte sie gemeint und war anderntags woanders. Obwohl ich ihr eine Flasche hinterhergeschmissen hatte, verstand ich das. Man braucht nicht mit Leuten im Bett zu liegen, die man zwar liebt, aber nicht mag. Ich habe die zerbrochene Flasche durchs Teesieb gelassen und leergetrunken. Die Rotweinflecken thronen noch heute an meiner Tür. In feinen Linien rinnen sie ausgetrocknet der Schwerkraft entgegen. Einmal wollte ich mit permanent Marker ihren Namen dazu schreiben, hab’s dann aber gelassen. Da soll nichts verändert werden. Wir haben schwere Zeiten gemeinsam durchgestanden, die Tür und ich. Da stört ein Ex-Name nur.
***
Man braucht nicht zu glauben, nur weil einer vorläufig ohne Arbeit ist, habe er keine Ahnung von der Liebe. Branka weiss von Bogotá. Sie hat mich nur gross angeschaut und mir unseren Talisman in die Hand gedrückt. Einen kleinen Elefanten vom Trödlerladen in Prag. Seinen Rüssel spüre ich in meiner linken Hosentasche. Solange ich den spüre, kann nichts schiefgehen. In ihrem gebrochenen Deutsch sagt Branka allerdings nicht ‚Talisman‘. Sie sagt ‚Talis-Mann‘, und ich glaube, sie meint damit auch ein wenig mich.















